Dolmetschvarianten

Nachfolgend habe ich versucht, Ihnen einen mehr oder weniger knappen Überblick über die ver-
schiedenen Arten des Dolmetschens zu verschaffen.

Konferenzdolmetschen

Konferenzdolmetschen ist ein Oberbegriff für das Dolmetschen bei Konferenzen, z. B. bei internationalen Veranstaltungen oder Fachkongressen. Bei Konferenzen können verschiedene Dolmetscharten zum Einsatz kommen. Besonders häufig wird simultan gedolmetscht, es kann aber auch das Konsekutivdolmetschen oder das Flüsterdolmetschen zum Einsatz kommen, eine Variante des Simultandolmetschens, bei der ohne technische Ausrüstung für sehr wenige Zuhörer gedolmetscht wird.

1.) Simultandolmetschen ist eine Form des Dolmetschens, bei der die Verdolmetschung fast gleichzeitig (simultan) mit dem Ausgangstext produziert wird.

Formen des Simultandolmetschens

Die heute häufigste Form des Simultandolmetschens ist die Arbeit in der Dolmetschkabine (Kabinendolmetschen). Dabei sind im Veranstaltungsraum eine oder mehrere schallisolierte Kabinen installiert, die üblicherweise mit zwei Dolmetschern besetzt sind.
Simultandolmetscher arbeiten aufgrund der hohen psychischen (= Konzentration) und physischen (= Stimme) Belastung stets in Teams zusammen und wechseln sich regelmäßig ab. Die Dolmetscher hören den Redner per Kopfhörer und sprechen in ein Mikrofon, dessen Signal wiederum bis zu den Kopfhörern der Zuhörer weitergeleitet wird. Auf diese Weise kann der Zuhörer dem Vortrag in der für ihn fremden Sprache quasi zeitgleich (= simultan) in seiner Muttersprache folgen.

Für Veranstaltungen mit geringer Teilnehmerzahl, insbesondere auch unter Bedingungen, die keine Nutzung einer Dolmetschkabine erlauben, z. B. im Freien oder bei Werksbesichtigungen oder Museumsbesuchen, kommt das Simultandolmetschen mit Personenführungsanlage (PFA) häufig zur Anwendung. Der Dolmetscher hört dabei den Redner direkt per Kopfhörer oder aber er steht in seiner unmittelbaren Nähe und spricht in das Mikrofon der Personenführungsanlage, deren Signal mittels mobiler Übertragungstechnik zu den Kopfhörern der Zuhörer weitergeleitet wird, so dass diese dem Vortrag praktisch gleichzeitig folgen können.

Eine noch geringere Zahl von Zuhörern kann unter bestimmten Bedingungen auch ohne technische Hilfsmittel mit einer Simultanverdolmetschung versorgt werden. Beim Flüsterdolmetschen (auch Chuchotage genannt, von frz. chuchoter = flüstern) befindet sich der Dolmetscher hinter seinem Zuhörer/seinen Zuhörern und spricht diesem bzw. diesen sehr leise die Verdolmetschung zu. Ein tatsächliches Flüstern ist aufgrund der stimmlichen Belastung für den Dolmetscher nicht empfehlenswert, aber da auch das sehr leise Sprechen beim Flüsterdolmetschen höchst anstrengend ist und die akustischen Bedingungen in der Regel nicht optimal sind, kann nur für kurze Zeit so gedolmetscht werden.


2.) Das Konsekutivdolmetschen ist die älteste Dolmetschart. Die Verdolmetschung erfolgt zeitversetzt (= konsekutiv), das heißt, der Dolmetscher macht sich während des Vortrags mit Hilfe seiner speziell zu diesem Zwecke individuell erarbeiteten Notizentechnik (Notation) Aufzeichnungen und produziert anschließend den zielsprachlichen Text, also beispielsweise von der Ausgangssprache deutsch in die Zielsprache niederländisch. Die zielsprachliche Fassung sollte beim Konsekutivdolmetschen gestrafft und besonders gut strukturiert sein, um die Zuhörer zu entlasten, da diese Dolmetschart die Vortragszeit nicht unerhebllich verlängert.


Aufgrund des hohen Zeitbedarfs wird das Konsekutivdolmetschen heute nur noch selten bei Konferenzen eingesetzt. Häufiger ist es bei feierlichen Anlässen (z. B. Tischreden oder Empfängen), bei protokollarisch hochrangigen Ereignissen wie bilateralen Treffen von Staats- und Regierungschefs oder bei kulturellen Veranstaltungen wie Autorenlesungen oder Filmpremieren.


 
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